Piraten und Prinzessinnen
Heute ist Robert Pirat. Er hat sich ein Piratentuch umgebunden und trägt eine Augenklappe, damit er schön gefährlich aussieht. Mit dem Holzsäbel fuchtelt er in der Luft herum und ruft: „Aaaaarrr.“
Finn, der ist heute Prinzessin. Ein goldenes Krönchen sitzt in seinen wuscheligen Haaren. Das rosa Kleid ist ihm ein wenig zu lang, sodass er aufpassen muss, beim Laufen nicht hinzufallen. Er hat ein goldenes Zepter mit Glitzer in der Hand.
„Du kannst keine Prinzessin sein“, sagt Robert.
„Warum nicht?“, fragt Finn.
„Weil du ein Junge bist. Du kannst nur ein Prinz sein.“
„Dann bin ich eben ein Prinz“, sagt Finn trotzig und schreitet mit großen königlichen Schritten durch den Raum.
„Aber ein Prinz trägt doch nicht rosa.“ Robert lacht ein dreckiges Piratenlachen. „Ein Prinz ist ein Junge.“ „Finn ist ein Mädchen. Finn ist ein Mädchen.“ Da kommt Lucy hinzu. „Quatsch“, sagt sie. „Finn ist ein Junge.“
Robert guckt Merdan an. Merdan guckt Robert an „Aber Jungs sind keine Prinzessinnen. Jungs sind Piraten. Oder Polizisten.“
„Und Mädchen?“, fragt Lucy.
„Na, die sind eben Prinzessinnen. Oder Feen. So was mit Glitzerzeug halt.“ Lucy schaut an sich hinunter. Sie trägt eine weite Jeans, ein grünes T-Shirt mit einem Monster drauf und blaue Pantoffeln. Nichts mit Glitzer.
„Ihr seid doof“, sagt sie und fängt an, in der Verkleidungskiste zu wühlen. Währenddessen kämpft der Pirat Robert mit Merdan, und Finn zieht sein Kostüm wieder aus.
„Verkleiden ist blöd“, sagt er und setzt sich ganz hinten in die Kuschelecke. Als er aus dem Fenster starrt, sieht er alles verschwommen. Mit dem Handrücken wischt er sich die Tränen ab.
„Wo ist denn meine Prinzessin?“, hört er da eine dumpfe Stimme, die aus einem Helm kommt. Vor ihm steht ein kleiner Ritter. Da lüftet der Ritter seinen Helm. Es ist Lucy, die ihn angrinst.
„Jungen dürfen keine Prinzessinnen sein“, sagt Finn.
„Jungen dürfen alles sein“, meint Lucy. Robert und Merdan kommen dazu. Lucy sieht sie grimmig an: „Und Mädchen auch.“
Sie legt Finn das Prinzessinnenkostüm hin.